URSACHENFORSCHUNG
- Thomas Bergmann
- 26. Mai 2022
- 5 Min. Lesezeit
Kapitel 4:
Die Geschichte von Max und seinem Weg zum professionellen Forstmaschinenführer. Sie dient zur Vorstellung des Programms von Forstmaschinenführer.net mit allen Hintergründen und Möglichkeiten.
Der Minimumfaktor
„Um nun zum praktischen Teil zu kommen“, fuhr Herr Neumann fort, „erzählen Sie doch mal aus Ihrer Sicht von ihrem Alltag und den Problemen, mit denen Sie zu tun haben.“
Ich nickte und erzählte Herrn Neumann meine ganze Geschichte. Wie ich ganz zu Anfang mit Uwe zusammen kam und voller Optimismus meinen Werdegang als Forstmaschinenführer begann. Wie ich über verschiedene Stationen zu meinem jetzigen Chef Holger kam und das anscheinend in allen Unternehmen die gleichen Probleme anzutreffen waren.

Zwischendurch schrieb Herr Neumann immer wieder Stichpunkte aus meiner Erzählung auf das Flipchart. „Ich habe hier einige Probleme und sich häufende Situationen notiert, die Ihnen begegnet sind. Sehen Sie darin einen Zusammenhang?“ fragte Herr Neumann.
Ich schaute mir die Punkte an:
Schlechtes Betriebsklima
Fehlender Respekt der Kollegen
Mangelhafte Arbeitsorganisation
Könnte mehr schaffen
Zu viele Ausfallzeiten
Ständiger Leistungsdruck
Verringerte Motivation
Zu wenig Informationen
Beziehungsprobleme
Zu lange Arbeitstage
Möchte mehr verdienen
„Das sind genau die Punkte, die mir zu schaffen machen“, sagte ich. „Aber es sind zu viele auf einmal und ich sehe nicht wie alles zusammenhängen könnte.“
„Nun“, meinte Herr Neumann, „wenn Ihnen dies alles über einen Zeitraum von etlichen Jahren und in jedem Betrieb, in dem sie gearbeitet haben, begegnet ist, gibt es mindestens einen Zusammenhang: Sie arbeiten in schlechtem Betriebsklima, Sie erhalten zu wenig Respekt, Sie könnten mehr schaffen, Sie verdienen zu wenig und Sie haben Beziehungsprobleme! Somit sind Sie selbst der Verbindungspunkt.“
„Die meisten Menschen machen den Fehler, immer nur die aktuellen Situationen und andere Personen zu sehen und stellen keinen Zusammenhang mit früheren Erlebnissen und zu sich selbst her,“ fuhr er fort. „Natürlich ist jedes Unternehmen ein eigenes System und muss mit seinem eigenen Minimumfaktor arbeiten. Aber hier geht es nicht um ein Unternehmen, sondern um Sie als Person. Und wenn Ihnen überall das gleiche begegnet, ist es doch logisch nach einem Zusammenhang zu suchen.“
Ich wurde nachdenklich und erwiderte: „Da haben Sie wohl recht! So habe ich das noch gar nicht gesehen. Bisher habe ich immer nur im Unternehmen nach Lösungen gesucht und nur halbherzige Versuche unternommen etwas zu ändern.“
„Genau!“, sagte er. „Und da Sie es im tiefsten Inneren gar nicht als Ihre Aufgabe angesehen haben die Probleme anderer abzustellen, konnte es auch nur halbherzig sein! Sie müssen anfangen für sich selbst zu denken und Ihre Probleme zu lösen. Dann werden dem Unternehmen daraus automatisch viele Vorteile entstehen.“
„Nun gilt es ihren persönlichen Staupunkt zu finden, der das Fass ihrer Professionalität und Zufriedenheit am voll werden hindert“, fuhr er fort. „Dazu wollen wir die Stichpunkte in eine Reihenfolge nach einer möglichen Folge aus dem vorigen setzen und können fehlende ergänzen. Wie könnte diese Reihenfolge aussehen?“
Ich überlegte und ging ans Flipchart. Mit dem Stift schrieb ich Nummern vor die Stichpunkte und fand so diese Reihenfolge:
Mangelhafte Arbeitsorganisation
Zu wenig Informationen
Zu viele Ausfallzeiten
Könnte mehr schaffen
Fehlender Respekt der Kollegen
Schlechtes Betriebsklima
Ständiger Leistungsdruck
Zu lange Arbeitstage
Verringerte Motivation
Möchte mehr verdienen
Beziehungsprobleme
„Ich denke so könnte die Reihenfolge aussehen. Was meinen Sie dazu?“ fragte ich Herrn Neumann.
„Sehr gut“, antwortete er, „nun sehen Sie schon mit ganz einfachen Mitteln, dass z.B. lange Arbeitstage nicht die Ursache für Beziehungsprobleme sind. Sie sind eine klare Folge von vorgelagerten Ursachen.“
„Jetzt fehlt aber noch das wichtigste in dieser Liste. Was könnte das sein?“ fragte er und sah mir in die Augen.
Dabei wurde mir mein Denkfehler sofort klar! „Ich habe die Liste als Außenstehender sortiert und habe sie innerlich als die Aufgaben anderer betrachtet. In Wahrheit ist das aber meine ToDo-Liste und somit fehlt die Überschrift!“ antwortete ich.
„Stimmt!“ entgegnete er freudig und schrieb als Überschrift Meine ToDo-Liste für den Erfolg.
Ich stand vor der Liste und überlegte. Herr Neumann sah mich von der Seite an und sagte nichts. Er ahnte wohl was ich dachte.
„Okay, Herr Neumann, das ist ja schön und gut, aber schon der erste Punkt hat so viele Bereiche, dass ich gar nicht wüsste wo ich anfangen sollte. Und vieles davon kann ich gar nicht beeinflussen, da andere Personen bestimmte Dinge vorbereiten müssen. Ist das nicht zu einfach gedacht?“ fragte ich ihn.
Er schmunzelte und sagte: „Sie haben die richtigen Überlegungen angestellt und haben das wichtigste aber schon erledigt. Sie haben es zu IHRER Liste gemacht und somit zu Ihren Aufgaben. Jetzt müssen Sie mit dieser Denkweise fortfahren und dürfen sie im Laufe der Zeit niemals ändern! Es ist und bleibt ihre Liste und es bleiben Ihre Aufgaben!
Und Sie haben natürlich recht, dass es nur eine grobe Zusammenfassung ist. Als nächstes gehen wir eine Ebene tiefer, um die eine Sache zu finden, mit der Sie beginnen können.“
„Der Schlüssel zum Erfolg als Forstmaschinenführer ist Professionalität. Ich teile sie in acht Bereiche, die alle gleich wichtig sind und die Dauben der Minimum-Tonne darstellen. Der Übersicht halber zeige ich Ihnen eine Grafik, die das etwas besser veranschaulicht“, fuhr er fort.

Er schlug das Flipchart um und ich sah eine Beziehungsgrafik aus einem Innenkreis mit Professionalität und acht Aussenkreisen mit den Bezeichnungen:
Persönlichkeit
Meine Maschine
Bei der Arbeit
Umfeld
Kommunikation
Soziales
Gesundheit
Controlling
Um die Grafik besser betrachten zu können setzte ich mich wieder an den Tisch und Herr Neumann stand nun neben dem Flipchart.
„Hier sehen Sie die acht Bereiche der Professionalität. Um sie besser verstehen zu können möchte ich Ihnen aber zuerst die allgemeine Definition von Professionalität nennen:
Professionalität beinhaltet nicht allein den Erwerb von Wissen und Handlungskompetenz, sondern ebenso die Bereitschaft zur persönlichen Entwicklung und charakterlichen Reifung. Dies führt idealerweise zum Erwerb von Handlungssicherheit, lösungsorientiertem Denken und Selbstvertrauen, sowie zu gegenseitiger solidarischer Unterstützung von Kollegen und Mitmenschen ohne Rücksicht auf soziale Unterschiede oder Differenzen.
Das hört sich sehr wissenschaftlich und trocken an, ist aber tatsächlich die beste Beschreibung, die ich kenne. Bitte verinnerlichen Sie diese kurze Beschreibung Punkt für Punkt und Sie werden schon daraus Erkenntnisse und Beziehungen zu Ihrer persönlichen Situation herstellen können“, erklärte er.
Ich las es noch einmal und fühlte tatsächlich eine innere Aufregung, da diese Beschreibung mich irgendwie berührte und ein lohnendes Ziel darstellte.
„Die Grafik mit den acht Bereichen ist bewusst als Kreis definiert, da es keine Reihenfolge gibt und jeder Maschinenführer seine ganz individuelle Liste hat. So ist sie für jeden gleichermaßen gültig“, fuhr er fort. „Nun kommen wir zurück zu Ihrer Liste. Als erster Punkt steht dort Mangelhafte Arbeitsorganisation und gehört in den Bereich Bei der Arbeit.

Jetzt denken wir einfach einen Schritt zurück und nutzen die Minimum-Tonne für jeden einzelnen Bereich. So können wir den Staupunkt in dieser Ebene finden und kommen ihrem ersten Schritt immer näher.“ Er blätterte wieder um und ich sah eine neue Grafik mit verschieden Fässern für jeden Bereich.
Ich war verblüfft und hatte das Ganze noch nie auf diese Art gesehen. Dadurch war ich ganz bei der Sache und tatsächlich auf dem Weg meine persönliche Situation ändern zu können! Jetzt nur nichts von dem verpassen, was ich hier höre, dachte ich…
Kapitel 5: Die eine Sache
Fortsetzung folgt…
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